Archiv des Autors: Martin
Foodcoops und die Wirtschaftskammer: Warum wir die Guten sind
Sie meint es also ernst, die Wirtschaftskammer. In wenigen Tagen dürften die ersten Foodcoops in Oberösterreich angezeigt werden, weil sie angeblich ohne Gewerbeschein ein Gewerbe ausüben. Doch was ist überhaupt ein Gewerbe? Und warum sind Foodcoops ganz sicher keines? Weiterlesen
Foodcoops und die WKO: Was bisher geschah
Am 22.3.2016 staunten mehrere oberösterreichische Foodcoops nicht schlecht, als sie von der Wirtschaftskammer schriftlich zur Anmeldung eines Gewerbes aufgefordert wurden. Kein Wunder, tun sie doch das Undenkbare: in diesem Rahmen findet nichtkommerzielle Selbstorganisation statt. Die Herstellung des antikapitalistischen Normalzustandes dürfte den geistigen Horizont von WK-Funktionär*innen offensichtlich sprengen und ist fast naturgemäß das Gegenteil von einem Gewerbe. Case Closed – aus meiner Sicht. Weiterlesen
Haschahof: Besetzt! Geräumt!
Der Haschahof, seit Jahrzehnten biologisch bewirtschaftet, und zuletzt Heimat ganz vieler Selbsterntefelder, stand Ende 2014 ganz plötzlich vor dem aus. Wie man so hört wollte die Eigentümerin, der Wohnfonds Wien, den alten Pachtvertrag mit der Familie Hascha nicht oder nur jahresweise verlängern. Das Gelände soll nun wohl einer sogenannten “Stadtentwichklung” zugeführt werden.
Gleichzeitig stand der Abriss der Gebäude im Raum, das war manchen Politiker*innen dann aber wohl doch etwa zu heiß. Der Abriss ist wohl erstmal vom Tisch.
Bio? In der Stadt Wien nicht so gefragt?!
Dies bedeutete nicht nur das Aus für die Selbsterntefelder sondern auch die konventionelle(!) Bewirtschaftung einiger der Flächen. Wenn eh alles betoniert werden soll, wen interessiert dann schon der Bio-Status?
Dass die regionale selbstorganisierte Lebensmittelversorgung im Stadtregierungsprogramm steht ist wohl auch nicht so wahnsinnig wichtig, oder zählt zumindest nicht in der Umgebung des Haschahofs.
Was also tun?
Seit einiger Zeit läuft schon die Petition “Bodenschutz für Wien” die man mal ganz flux unterschreiben kann.
Wie wir aber wissen hilft Clicktivism alleine nicht so viel.
Direkte Aktion muss her. Dankenswerterweise hat die Evolutionäre Randgruppe nun schon seit einigen Wochen eines der Gebäude still und heimlich besetzt und seit gestern diesen Umstand öffentlich kundgetan. Die Polizei und eine angeblich vertretungsbefugte Person des Wohnfonds (während des Einsatzes nur als “der Eigentümer” nicht näher bezeichnet) ließen es sich heute nicht nehmen, alles in Lokalaugenschein zu nehmen. Es wurde das übliche Polizeigetue angedroht, 10 minuten Bedenkzeit eingeräumt, und dann, siehe da, waren sie auch schon wieder verschwunden.
Die Besetzung am Haschahof ist also derzeit noch aufrecht und die Menschen freuen sich auf Unterstützung jeder art! Kommt vorbei!
Die Räumung startete am 05.02.2016 um ca 14:15.
Resistance is Fertile!
Weitere Stimmen:
- Rothneusiedl: Hausbesetzung im Wiener Haschahof – Werkzeug und Ideen mitbringen – derStandard.at
- HASCHAHOF BESETZT – Wohnfonds droht mit Räumung – Stadt Frucht Wien
- Der Haschahof wird geräumt – Wiener Zeitung Online
Lampert: Biosoja aus Lateinamerika ist sicher nicht nachhaltig – derstandard.at
Europa, und Österreich ganz besonders, müsse beginnen, auf eine Ernährungssouveränität hinzuarbeiten. Denn diese werde spätestens in 30, 40 Jahren essenziell.
Ich denke dieser Zeitraum von 30,40 Jahren ist Menschenverachtend. Übersetzt bedeutet er den Freibrief zum weiter wie bisher gerade für REWE und Hofer, für die Lampert ja die jeweiligen Bio-Labels etabliert hat.
Warum Menschenverachtend?
Weil unser Lebensmittelsystem heute Existenzen im globalen Süden vernichtet. Das scheint Lampert wohl eher weniger im Blick zu haben. Moment mal, heute? Existenzen?
Kojo Ebeneku pflückt an gegen die Raupen, die seine Pflanzen fressen. Er pflückt an gegen die Preise, die fallen. Gegen die Bauern aus Europa, die auf riesigen Flächen subventionierte Tomaten pflanzen und sie in die Welt verschiffen. Er pflückt an gegen die Europäische Union, die diese Subventionen verteilt.
In diesem Sinne: Ernährungssouveränität JETZT!
Food Assemblies: Kapitalistische Inwertsetzung Alternativer Lebensmittelnetzwerke
Alternative Lebensmittelnetzwerke wie die verschiedenen Formen solidarischer Landwirtschaft (CSA) oder Foodcoops haben sehr oft das Ziel aus der vorherrschenden kapitalistischen Logik von Markt, Preis, Wachstum und Vereinzelung auszubrechen. Zentral ist dabei, dass Menschen verschiedene Formen der Subsistenz wieder entdecken, indem sie sich selbstermächtigend zusammenschließen um ein Problem ihres Alltags zu lösen. Nämlich wo ihr Essen herkommt.
Doch regionale, hochwertige Lebensmittel sind auch Produkte mit einer nicht zu unterschätzenden Gewinnspanne, und somit auch im Fokus des internationalen Venture Capital. Als The Food Assembly/La Ruche Qui dit Oui in hippe Startup-Form gegossen macht es sich daran die Welt der solidarischen Lebensmittelnetzwerke endlich mit einem Preiszettel zu versehen und in hierarchische, finanzialisierbare Strukturen zu drängen.
Was bei dieser Inwertsetzung fast schon naturgemäß zuerst verloren geht sind die zentralen Werte unserer emanzipatorischen Bewegung. Keine Rede ist mehr davon, dass sich die Grenzen zwischen Konsument*innen, Dienstleister*innen und Produzent*innen auflösen könnten. Stattdessen muss ein fixer Anteil des Umsatzes an die Betreiber*in des “Assemblies” und die internationale Zentrale abgeliefert werden. Daraus ergeben sich mehrere Probleme:
Eine entmächtigende Hierarchie
Die Konsument*innen bleiben in ihrer bequemen passiven Rolle und sollen bitte auch dort bleiben. Sie zahlen immer hin 8,35% des Warenpreises an das Assembly, das somit zur reinen Dienstleistung verkommt. Sie zahlen und wollen dafür auch etwas geboten bekommen, ohne Anreiz selbst aktiv zu werden. Somit ist jegliches transformative Potential im Keim erstickt.
Eine entmächtigende Zentralisierung
Die für den Betrieb kritische Infrastruktur des Assemblies, der Kommunikationskanal zwischen Konsument*innen und Produzent*ìnnen, wird von einem internationalen gewinnorientierten Unternehmen bereit gestellt. Wie schon einige andere Branchen gezeigt haben, ist genau dies die hoch skalierbare Schnittstelle zu ungeahnten Umsätzen. Konsument*innen haben zudem keinen Grund sich irgendwelche Gedanken über die Weiterentwicklung ihrer Beziehung zu den Produzent*innen zu machen, wird dieser Kommunikationskanal doch mit weiteren 8,35% des Warenpreises als Dienstleistung zugekauft und wird auch als Quell allen Gewinns keinesfalls aus der Hand gegeben.
Gleichzeitig bedeutet gerade die Fremd-Organisation der Beziehung zwischen Konsument*innen und Produzent*innen, dass fest gefahrene Denkweisen niemals aufgebrochen sondern beibehalten werden.
Eine entmächtigende Bürokratie
Mit fixen Abgaben, die über den Warenpreis entrichtet werden, geht natürlich auch eine exakte Abrechnung einher. Doch gerade diese erschwert die Umsetzung der transformativen Aspekte von solidarischen Lebensmittelnetzwerken. Eine exakte Abrechnung bedeutet immer auch Kontrolle und dieser Aufwand muss mit den 16,7% des Warenpreises ermöglicht werden, und sie fördert und ermöglicht Wachstum. Kontrolle und Wachstumsfokus erschweren oder verhindern selbstorganisation, solidarisches Handeln und das in Frage Stellen der kollektiven mentalen Infrastrukturen unserer Gesellschaft.
Natürlich ist es bei weitem nicht so, dass alle alternativen Lebensmittelnetzwerke in jedem Aspekt transformativ, ermächtigend und solidarisch sind. Aber gerade in unserer Ambivalenz liegt unsere Subversivität. Gemeinsam mit unseren Freund*innen werfen wir täglich Blicke in eine positive Zukunft, ohne dabei den Kontakt zum Hier und Jetzt zu verlieren.
Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter für Solidarische Landwirtschaft in der Ausgabe Herbst 2015.
System Change, not Climate Change!
Im Dezember wird beim UN-Klimagipfel COP 21 entschieden, mit welchen Maßnahmen die internationale Staatengemeinschaft in Zukunft auf die Erderwärmung reagieren wird. Angemessene Lösungen, wie ein baldiger Stopp der Extraktion und Verbrennung fossiler Brennstoffe oder eingeschränkter Welthandel, sind nicht in Sicht. Stattdessen geht es um freiwillige Versprechen und vielfach höchst problematische Klimaschutzmechanismen.
Eine Initiativgruppe, die aus Finance & Trade Watch, Attac Österreich, Alternatiba, FIAN, ÖBV-Vía Campesina und die Dreikönigsaktion besteht, hat sich zum Ziel gesetzt, eine kritische Debatte rund um „System Change, not Climate Change“ anzustoßen und die österreichische Mobilisierung vor COP 21 voranzutreiben.
Wir wollen zeigen, dass Klimawandel kein reines Umweltproblem ist sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir mit vereinten Kräften anpacken müssen. Viele Menschen arbeiten schon jetzt an wirksamen Antworten auf den Klimawandel – sei es durch agrarökologisches Landwirtschaften und das Engagement in FoodCoops, durch Solidarität mit Klima- und anderen Flüchtlingen, das Vorantreiben von Fahrradverkehr oder dem Einsatz gegen Schiefergasabbau.
Deshalb unterstützt auch Nyéléni Austria das Positionspapier
SYSTEM CHANGE, NOT CLIMATE CHANGE!
12 SCHRITTE GEGEN KLIMAWANDEL UND FÜR KLIMAGERECHTIGKEIT
Alle Infos zum Them Klimagerechtigkeit findest Du auf: http://www.ftwatch.at/klima/
radio%attac – Ernährungssouveränität und Integration auf dem Land
ASEAS 8(1) – Food Sovereignty
In der aktuellen Ausgabe des “Austrian Journal of Southeast Asian
Studies” dreht sich alles um Ernährungssouveränität in Südostasien.
Die Artikel sind Open Access/Creative Commons und können somit direkt und ohne Login heruntergeladen werden.
http://www.seas.at/our-journal-aseas/browse-issues/aseas-81-food-sovereignty/
Aus dem Editorial:
In Southeast Asian societies, food has always been at the center of diverse forms of contestation over access to land and other productive means, food selfsufficiency, and quality as well as food-based identities.Political struggles and socio-economic differentiation in terms of food production, distribution, and consumption have dramatically intensified in the region. This has mainly been caused by enduring periods of agrarian reform, rapid global market integration, as well as processes of industrialization and urbanization in countries traditionally characterized as peasant societies.…The region’s pathway of Green Revolution technology and concurrent regional and international trade liberalization have gradually and comprehensively led to growing social inequalities and agrarian differentiation. The interests and life-worlds of small-scale producers, landless people, fisher folk, and consumers seem to be threatened by the corporate food regime which favors large-scale and capital-and knowledge-intensive industrial food production.
2014: ganz und gar ERNÄHRUNGSSOUVERÄN! – Südwind AktivistInnen
Magdalena, aktiv bei AgrarAttac, Recht auf Stadt und Südwind, hat im Blog der Südwind Aktivistinnen und Aktivisten ihren Jahresrückblick veröffentlicht:
Das Jahr 2014 war für mich eindeutig das Jahr der Ernärungs-souveräntiät. Als ich im Jänner 2014 anfing gleich ein paar meiner Neujahrsvorsätze umzusetzen – einerseits “dem Supermarkt den Rücken zuzukehren und stattdessen meine Lebensmittel über eine FoodCoop und solidarische Landwirtschaft (CSA) zu beziehen”, und andererseits “mal etwas veganer zu werden” – war ich schnell und ohne es wirklich zu merken ziemlich tief drinn im Nyéléni Prozess.
Weiterlesen auf http://suedwindaktivistinnen.wordpress.com/2015/01/01/jahrsruckblick-magdalenascheicher/
- http://attac.at/agrar
- http://suedwindaktivistinnen.wordpress.com
- http://rechtaufstadt.at/
- http://www.foodcoops.at
- http://www.biohof-mogg.at/community-supported-agriculture
- http://stadtfruchtwien.wordpress.com
- http://www.fian.at
- http://www.viacampesina.at
- https://www.arche-noah.at
- https://www.ttip-stoppen.at
- http://www.suedwind-agentur.at/start.asp?ID=259017