Für ein sozial und ökologisch gerechtes Agrar- und Lebensmittelsystem!
Von 13.-17. April trafen sich 250 Menschen in Goldegg in Salzburg, um über die Zukunft unserer Ernährung und Landwirtschaft zu diskutieren und gemeinsame Perspektiven zu Ernährungssouveränität zu verwirklichen. Hauptergebnisse sind die Stärkung der Netzwerke zwischen Bäuer*innen und Konsument*innen sowie gemeinsam erarbeitete Strategien für ein sozial und ökologisch gerechtes Agrar- und Lebensmittelsystem.
Bei der Organisation des Forums wurde großer Wert auf Partizipation und Handlungsorientierung gelegt. So gab es bereits im Vorfeld in den Bundesländern regionale Treffen, um über das Thema Ernährungssouveränität im lokalen Kontext zu diskutieren. Bei diesen Treffen wurden vor Ort drängende Themen gesammelt und die Delegationen aus den Bundesländern gebildet, die dann am Forum teilgenommen haben. Insbesondere wurde darauf geachtet, Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen einzubinden. Kurzum alle, die in Bezug auf unsere Landwirtschaft und Ernährung mitbestimmen sollen: Bauern und Bäuerinnen, Konsument*innen, Gärtner*innen, Köch*innen, Gewerkschaften, kritische Wissenschafter*innen und Student*innen, Aktivist*innen und viele mehr.
Am Forum haben die Teilnehmer*innen zu fünf Themenschwerpunkte gearbeitet:
- Produktion von Lebensmitteln
- Märkte und Lebensmittelnetzwerke (Verteilung)
- Arbeit und Soziales
- Gemeingüter (Zugang zu Land und anderen Ressourcen)
- Politische Rahmenbedingungen
In diesen Bereichen wurden in den ersten zwei Tagen zentrale Themen gemeinsam diskutiert, um daran anknüpfend Strategien und Ziele anhand konkreter Problemstellungen zu entwickeln. Schlussendlich wurden daraus Projekte erarbeitet, die nun in die Tat umgesetzt werden. Im Anschluss daran haben sich die Teilnehmer*innen in vier regionalen Gruppen getroffen (“Nord“, “Süd”, “Mitte” und “West”), um einerseits die weitere regionale Vernetzung und andererseits die Umsetzung der Projektideen voranzutreiben. So sind über 20 konkrete Initiativen in den fünf Themenschwerpunkten erarbeitet worden und stehen jetzt vor ihrer Umsetzung.
Am Forum wurde in Bezug auf die Produktion von Lebensmitteln über eine veränderte Bewertung von Produktionsfaktoren diskutiert. Anstatt der Fläche sollte zukünftig die Arbeitskraft, und somit die in der Landwirtschaft tätigen Menschen im Zentrum stehen. Eine kreislauforientierte, humusaufbauende und vielfältige Bodennutzung wird mit Hilfe angepasster Technologien angestrebt. Lebensmittel sollen sozial und ökologisch gerecht produziert werden und dies bedingt eine Abkehr von der erdölabhängigen Landwirtschaft. Durch die Art und Weise der Produktion darf die Ernährungssouveränität in anderen Regionen der Welt nicht untergraben werden.
Die Stärkung der Netzwerke zwischen Bäuer*innen und Konsument*innen spielte eine entscheidende Rolle am Forum. Die Veränderung der Machtverhältnisse in der Lebensmittelverteilung ist eine Grundvoraussetzung für ein demokratisches Agrar- und Lebensmittelsystem.
Das Forum stellt sich gegen eine Landwirtschaft, in der migrantische Erntehelfer*innen ausgebeutet werden und tritt für ein Agrar- und Ernährungssystem ein, das gute und faire Arbeitsbedingungen für alle gewährleistet. Es wurden große Fortschritte in der Vernetzung mit Gewerkschafter*innen erzielt und weitere Kampagnen geplant.
Unter den Teilnehmer*innen des Forums waren besonders viele junge Menschen, die einen Bauernhof bewirtschaften wollen, aber am Zugang zu Land scheitern. Ein Ergebnis des Forums ist ein Leitfaden für Existenzgründer*innen sowie eine Hofbörse für außerfamiliäre Hofübergabe.
Die Verwirklichung von Ernährungssouveränität setzt eine Veränderung der politischen Rahmenbedingungen voraus. Am Forum wurden Strategien erarbeitet, die nun auf lokaler und regionaler, sowie auf nationaler und globaler Ebene weiter vorangetrieben werden.
Um Ernährungssouveränität auch sinnlich zu erleben, gab es zu Tagesbeginn eine Mistica, die eine kreative und inspirierende Auseinandersetzung mit den Themen förderte. Zudem wurde die Verpflegung am Forum von einer Volxküche organisiert. Dabei wurden fast ausschließlich Produkte regionaler Kleinbäuer*innen verwendet.
Das Forum ist Teil der globalen Bewegung für Ernährungssouveränität. Auch Teilnehmende aus Deutschland, Italien, der Schweiz und Slowenien waren in Goldegg. Sie werden die vielen Ideen auch über die Grenzen Österreichs hinaus tragen. Ein Nyéléni Deutschland Forum ist bereits in Planung.
Am 17. April – dem internationalen Tag des kleinbäuerlichen Widerstands – wurde das Forum mit einem interaktiven „Markt der Ideen“ im Schloss Goldegg abgeschlossen. Initiativen aus der Bewegung für Ernährungssouveränität wurden vorgestellt, Musik und Theater rundeten das vielfältige Forum ab.
Das Forum wurde von ÖBV-Via Campesina Austria, FIAN Österreich und Attac Österreich initiiert, die sich als Teil einer immer breiter werdenden globalen Bewegung für Ernährungssouveränität begreifen.
www.ernährungssouveränität.at