Bericht: Nyéléni-Frühlingserwachen 2021 – Workshops

24. Jun 2021 | Aktuelles, Bericht, Ernährungssouveränität, Nyéléni Austria

Im zweiten Teil des Frühjahrserwachens der Bewegung für Ernährungssouveränität am 8. Mai 2021 haben sich verschiedene Initiativen mit ihren aktuellen Projekten in Workshops vorgestellt. Der Umgang mit der Krise, Herausforderungen, Chancen und Potentiale wurden diskutiert.

Videos und Nachlese zum österreichischen Frühjahrstreffen 2021 der Bewegung für Ernährungssouveränität.

Workshops – Nyéléni in Aktion

Bericht von Lisa Rail

Der zweite Teil des Frühlingstreffens der Nyéléni-Bewegung für Ernährungssouveränität, am Samstag den 8. Mai 2021, war ein nachmittagsfüllendes Workshop- und Vernetzungsprogramm. Nach einer Begrüßung und Einführung von Maria Legner und Elisabeth Jost in die Geschichte und Ziele der Bewegung, hatten insgesamt neun Organisationen Zeit, ihre Arbeit und spezifischen Ansatzpunkt im Einsatz für Ernährungssouveränität vorzustellen. Ziel dieser Form war es, nach über einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen, wieder Kontakte herzustellen oder neu aufzubauen zwischen den verschiedenen Initiativen, und darum, Updates zu hören, wie sich das Corona-Jahr für die einzelnen Gruppen gestaltet hatte. Neben den je circa einstündigen Online-Workshops, konnte zusätzlich ein virtueller Garten besucht werden, um auch informell miteinander ins Gespräch zu kommen.

Im Folgenden haben wir eine kurze Zusammenfassung der neun Workshops zusammengetragen, die am 8. Mai ihre Arbeit und Neuigkeiten präsentiert haben. Außerdem gibt es zu jedem Workshop einen Video-Ausschnitt des jeweiligen Inputs (hier die ganze Playlist). Die Vernetzung ist mit dem Workshop nicht abgeschlossen: Die Zusammenfassungen sind als Inspiration gedacht, und dazu, weiter in Kontakt zu treten. Viel Spaß beim Kennenlernen!

Workshop Attac & Anders Handeln

Alexandra Strickner und Theresa Kofler, als Repräsentantinnen der Organisationen Attac und Anders Handeln, sprachen in ihrem Beitrag über die Verknüpfung von Widerstand gegen sozial- und ökologisch schädliche Handelsabkommen und den parallelen Aufbau von lokalen Alternativen. Konkret ging es um die aktuelle, fortlaufende Mobilisierung gegen die Ratifizierung des Handelspakt EU-Mercosur, einem Abkommen zwischen der EU und den meisten Staaten Südamerikas. Mercosur hätte fatale Folgen für die Landwirtschaft auf beiden Kontinenten, so Alexandra: Auf amerikanischer Seite fördere es eine weitere Intensivierung und Ausweitung der Viehzucht, sowie von Futtermittel- und Kraftstoffanbau. Das wiederum bedeute weitere Abholzung von Urwäldern, höheren Einsatz von Pestiziden, etc. Auf europäischer Seite zöge der Import von Fleisch und Soja weiteren Druck auf die kleinbäuerliche Produktion nach sich. Auf beiden Seiten lägen die Gewinne nicht bei der lokalen Bevölkerung, sondern bei großen Konzernen. Genau deswegen sei es essenziell, eben die Ebene der Betroffenen und Nicht-Profitierenden zu mobilisieren – Gemeinden, Städte, Bauern und Bäuerinnen, usw. So haben etwa die Klimabündnis Gemeinden in Österreich gemeinsam eine Resolution gegen das Mercosur-Abkommen verfasst, dessen Verabschiedung gerade wegen anstehender nationaler Wahlen aufgeschoben ist. Attac und Anders Handeln nehmen dies als Ausgangspunkt, um noch weitere Akteur_innen auf regionaler Ebene miteinander zu vernetzen und arbeiten gerade an einer Anleitung, um Gemeinden wie Privatperson in ihrem Widerstand zu unterstützen.

Workshop Verein Bodenfreiheit

Von den kreativen Interventionen und bewusstseinsbildenden Aktionen des gemeinnützigen Vereins Bodenfreiheit berichtete Kerstin Riedmann. Dem in Vorarlberg aktiven Verein geht es darum, für Landwirtschaft oder Naturschutz wertvolle Flächen vor Verbauung und Versiegelung zu schützen. Gerade im bergigen Vorarlberg konkurrieren in den Tälern Siedlungs- und Industriegebiete mit besten landwirtschaftlich nutzbaren Böden und Grünzonen. Gesetze, die den Schutz der Grünzonen eigentlich sichern sollten, wurden in den letzten Jahren sukzessive aufgeweicht. Die Ansätze, die der Verein Bodenfreiheit dem entgegensetzt, sind vielseitig. Einerseits wurden durch Mitgliederbeiträge und Spenden strategisch Flächen oder Dienstbarkeiten an Flächen erworben. Im Grundbuch eingetragene Gehrechte auf landwirtschaftlichen Flächen schränken nicht die Landwirtschaft selbst ein, erwirken aber eine Baubeschränkung – dies realisiert das Ziel des Vereins, ohne mit viel Geld die Fläche selbst kaufen zu müssen. Andererseits geht es dem Verein um Aufklärungsarbeit und Einflussnahme auf Entscheidungsträger_innen. Der Verein organisiert Schulprojekte und andere Veranstaltungen, um nahe zu bringen, wie Flächen auch anders genutzt werden können und die Problematik von Grünflächenverlust zu verbreiten. Politische Forderungen beinhalten die Trennung der Ressorts von Raumplanung und Wirtschaft auf Gemeindeebene, ein Moratorium jeglicher Bebauung in den Landesgrünzonen Vorarlbergs und vieles mehr. Für die Bewegung für Ernährungssouveränität ist diese politische und praktische Arbeit höchst relevant, denn wenn es keinen Zugang zu Boden gibt, gibt es auch keine Bauern und Bäuerinnen und keine Nahrungsproduktion.

Workshop echt.im.biss – Initiative Zukunft Essen

Anna Strobach sprach über die Wichtigkeit und das große transformative Potential von gutem, gesundem, nachhaltig produziertem und frisch gekochtem Essen in Bildungseinrichtungen, wie Schulen und Kindergärten. Nicht nur zum Wohle der Kinder selbst, sondern auch aus zwei weiteren Gründen: Erstens sind Kantinen in Schulen und Co. ein riesiger potentieller Abnehmer für regional, biologisch und kleinstrukturiert wirtschaftende Produzent_innen. Bei 1,8 Mio Portionen Essen, die jeden Tag in der Gemeinschaftsverpflegung in Österreich über die Tresen wandern, kann eine Umstellung in der dazugehörigen Lebensmittelbeschaffung die Nachfrage und die Abnehmersituation tiefgreifend verändern. Zweitens betont Anna, wie wichtig die Bildung junger Menschen in food literacy sei. Kinder müssen lernen, wie Lebensmittel hergestellt werden und mit welchen ökologischen Folgen, sowie, wie sie sich selbst gesund ernähren können. Das Gelernte muss dann aber auch in die Praxis umsetzbar sein, eben, durch das Essen in gut einkaufenden und kochenden Schulküchen. Für diese Ziele hat Anna, zusammen mit ihrem Mann Paul, mehrere Jahre mit echt.im.biss selbst ein Schulbuffet betrieben. Nun haben die beiden eine Plattform – Zukunft: essen – ins Leben gerufen, mit dem Ziel, bis 2040 die Schulverpflegung in Österreich tiefgreifend zu verbessern. Dafür braucht es nicht nur den Einsatz von einzelnen Schulen, sondern auch die Forderung nach einem nachhaltigen und einheitlichen Schulverpflegungsplan, der nicht nur den Einkauf guter Lebensmittel verankert, sondern z.B. auch den Ausbau der notwendigen Kücheninfrastruktur an Schulen miteinplant.

Workshop Ernährungsrat Wien

Der Ernährungsrat Wien und seine vielfältige Arbeit wurde von Isabella Gusenbauer und Michael Kubiena vorgestellt. Der Ernährungsrat ist ein Verein aus ehrenamtlichen Mitgliedern, der seine Rolle sowohl in der Zusammenarbeit mit der Stadt Wien sieht, als auch als mahnende Stimme der Zivilgesellschaft an verantwortliche Akteur_innen heranzutragen. Die Vision? Eine systemische Transformation des Ernährungssystems in Wien hin zu gutem Essen und selbstbestimmender Mitgestaltung an diesem System für und durch alle! Die Ansatzstellen sind mannigfaltig. So gibt es im Ernährungsrat etwa vier große Projektgruppen, die sich jeweils mit Raumplanung und Stadtlandwirtschaft, mit Ernährungswissen und Bildung, mit Gemeinschaftsverpflegung, und mit alternativen Lebensmittelbezugsquellen auseinandersetzen. Aktuelle Projekte sind die Ausarbeitung eines Ernährungsstrategieplans für Wien, in Zusammenarbeit mit der Stadt und v.a. der MA 22 (Abteilung für Umweltschutz), aber auch eigene Recherche- und Publikationsarbeit in Form von Positionspapieren. Die letzten Veröffentlichungen beschäftigten sich mit Lebensmittelkennzeichnungen und Kostentransparenz, und es wird laufend weiter Wissen produziert, u.a. auch im Zuge der Kampagne ‚Aus der Krise lernen: für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem‘, die sich mit den Folgen der Corona-Pandemie für die Lebensmittelversorgung beschäftigt. Ganz praktisch betreibt der Ernährungsrat in Kooperation mit anderen Organisationen ein Welt.Teller.Feld in der Lobau – einen interaktiven Lernort, an dem gezeigt wird, wie und wie viel Fläche durch den aktuell durchschnittlichen Lebensmittelkonsum der Österreicher*innen bewirtschaftet werden muss. Außerdem sind Kartierungsprojekte in Planung, sowie die Ausarbeitung einer alternativer Versorgungslogistik, die mit der Abkehr von großen Supermärkten und industrieller Landwirtschaft einhergehen müsste.

Workshop FIAN Österreich

In einer weiteren Session sprachen Tina Wirnsberger und Elli Jost von der Arbeit von FIAN Österreich. FIAN, bestehend aus 24 nationalen Vertretungen und mit Mitgliedern aus insgesamt 60 Ländern, ist eine internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung – ein Recht, das in mehreren Menschenrechtskonventionen verankert ist. Hunger ist das am häufigste verletzte Menschenrecht. Die Arbeit von FIAN besteht aus der Dokumentation konkreter Menschenrechtverletzungen in Zusammenarbeit mit Betroffenen, der Konsultation von Regierungen und Organisationen, im Informieren von Betroffenen über ihre Rechte und in der Unterstützung ihrer Einforderung, sowie im Schaffen medialer und politscher Aufmerksamkeit. Konkret beinhaltet dies Recherchearbeit, das Begleiten von Prozessen, Eilbrief- und Straßenaktionen, etc. Zentral ist die Haltung von FIAN: Es geht nicht um Almosen, sondern um rechtmäßigen Anspruch. Hunger ist kein Schicksal, sondern wird gemacht! Wer hungert, oder wem der Zugang zu (nicht nur genug, sondern auch gutem und kulturell angemessenem) Essen verwehrt ist, ist der Ausdruck von Strukturen der Ungleichheit, die es aufzudecken und zu bekämpfen gilt. Es geht nicht nur um die Produktionsmenge von Lebensmittel, sondern z.B. auch den Zugang und die Kontrolle zu natürlichen Ressourcen, um Diskriminierung von bestimmten Bevölkerungsgruppen, oder um fehlende Entwicklungsstrategien für den ländlichen Raum. Ein wichtiger Meilenstein in der Arbeit von FIAN, der im Workshop vorgestellt wurde, war die Verabschiedung der UNDROP (United Nations Declaration on the Rights of Peasants and other People working in Rural Areas) im Dezember 2018, einer Deklaration mit der Regierungen in die Pflicht genommen werden können, Rechte auf Land, Saatgut, soziale Absicherung und mehr der ländlichen Bevölkerung zu gewährleisten, zu fördern, und zu schützen. FIAN setzt sich für die Umsetzung dieser Ziele in der Praxis ein.

Workshop Global 2000: Neue Gentechnik

Brigitte Reisenberger von Global 2000 berichtete über die Risiken und die Regulierungsnotwendigkeit von neuer Gentechnik in der Saatgutentwicklung. Im Unterschied zu klassischen Gentechnik-Verfahren, wird beim Einsatz neuer Gentechnik gezielt und tiefgreifend bestehendes Erbgut von Pflanzenarten verändert. Einzelne Gene können ausgeschnitten, ausgeschaltet, umgeschrieben werden, um etwa einzelne Stoffwechseleigenschaften zu manipulieren, oder Herbizidresistenzen herzustellen. Probleme sieht Global 2000 im Prozess der Entwicklung und Zulassung der entsprechenden Pflanzen: So besteht einerseits ein eklatantes Ungleichgewicht von wissenschaftlichen Studien über die gesundheitlichen und ökologischen Risiken und (Langzeit-)Folgen der veränderten Organismen im Vergleich zu Studien über deren Potenziale. Um Auswirkungen ganzheitlich für Ernährung und Ökosysteme abschätzen zu können, bedürfte es viel mehr unabhängiger Forschung. Zugleich sieht die Organisation auch die wirtschaftlichen Folgen kritisch. Das entsprechende Saatgut unterliegt den Patentrechten weniger Firmen, was zu hohen Lizenzzahlungen auf Seiten der Produzent_innen führt. Außerdem setzen mangelhafte Kennzeichnung und das Risiko der Saatgut-Verunreinigung Gentechnik-frei arbeitenden Produzent_innen unter Druck. Besonders bedenklich ist vor diesem Hintergrund, dass involvierte Biotechnologie-Unternehmen mit Lobbyarbeit auf eine Schwächung der Regulierung der Zulassungsprozesse für gentechnisch verändertes Saatgut in der EU hindrängen; oder dass neue Gentechnik von den bestehenden Regulierungen teils befreit wird. Zusammen mit anderen NGOs setzt sich Global 2000 dafür ein, diese Begehren zu verhindern und stattdessen mehr Transparenz und holistischere und ausgewogenere Forschungsarbeit in der Zulassung und Entwicklung neuer Gentechnik einzufordern.

Workshop MILA – Mitmach-Supermarkt

MILA – Mitmach Supermarkt wird von David Jelinek vorgestellt: MILA entsteht gerade in Wien. Er wird der erste partizipative Supermarkt der Stadt, in dem Mitglieder gute und günstige Lebensmittel bekommen und selbst die Produktpalette bestimmen. Ein richtiger Supermarkt mit ökologisch nachhaltigem und sozial fairem Vollsortiment und langen Öffnungszeiten! Wie wird das funktionieren? MILA orientiert sich an bereits existierenden Vorbildern in den USA, Frankreich und Belgien. Dort gibt es seit einigen Jahren genossenschaftlich organisierte Supermärkte, die nach einem einfachen Prinzip autonom und kollektive betrieben werden: Alle Mitglieder der Genossenschaft sind sowohl Einkäufer_innen, Miteigentümer_innen, als auch Arbeiter_innen. Alle Mitglieder müssen drei Stunden im Monat zwischen den Regalen oder an der Kassa mithelfen. Dadurch werden gemeinsam Lohnkosten gespart und die Lebensmittel können so zu niedrigeren Preisen angeboten werden. Zugleich wird MILA damit auch ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaftsbildung im Grätzl. Das alles ergibt einen Supermarkt, der nicht profit-orientiert arbeitet; der respektvolle Beziehungen zu den Produzent_innen und entlang der ganzen Wertschöpfungskette eingeht; der ein resilienteres Ernährungssystems in Wien mitaufbaut. Im Moment ist MILA noch ein Verein, der daran arbeitet, den Supermarkt in den nächsten zwei Jahren Wirklichkeit werden zu lassen. Bis dahin wird es schon einen Mini-Markt geben, und viele Möglichkeiten, sich einzubringen.

Workshop Perspektive Landwirtschaft

Wie andere Initiativen teilt auch Perspektive Landwirtschaft, vertreten von Margit Fischer, die Vision einer zukunftsfähigen, vielfältigen und ökologisch verträglichen Landwirtschaft. Dafür braucht es nach ihrer Sicht vor allem kleinstrukturierte Bauernhöfe, d.h. mehr Bauern und Bäuerinnen – mehr Höfe. Seit Jahrzehnten wird die Anzahl der Höfe in Österreich, aber auch darüber hinaus in Europa, immer kleiner, während die Flächen pro Betrieb ansteigen. Um dem entgegenzutreten, muss Landwirtschaft wieder zu einer realen und attraktiven Berufsoption werden. Dafür bräuchte es verschiedene politische Interventionen, von leistbarem Zugang zu Land, über Umstrukturierung der Wertschöpfungsverteilung, und soziale Absicherung, etc. Der Ansatzpunkt, auf den sich Perspektive Landwirtschaft ihrerseits fokussiert, ist die Frage der Hofübergabe. Einerseits ist ungesicherte Hofnachfolge ein weit verbreitetes Problem in der österreichischen Landwirtschaft: Zwischen 29 und 47% der Höfe sollen laut zwei Studien, die Margit zitiert, keine gesicherte Nachfolge haben. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die Höfe suchen, und Bauern und Bäuerinnen, die sich außerfamiliäre Hofübergaben vorstellen können. Perspektive Landwirtschaft unterstützt beide Seiten durch eine online Hofbörse (für Übergaben, aber auch Stellenangebote, geteilte Nutzungsverhältnisse, oder Kooperationspartner*innen), sowie durch Infoveranstaltungen und Seminare.

Workshop Sezonieri

Die Sezonieri – Kampagne für die Rechte von Erntearbeiter_innen ist eine Aufklärungs- und Unterstützungskampagne für die v.a. migrantischen Erntearbeiter*innen in Österreich. Sónia Melo fasst die Arbeit der 2014 von der Produktionsgewerkschaft, verschiedenen NGOs und unabhängigen Aktivist_innen gegründeten Kampagne und die strukturellen Probleme, die der Ausbeutung von Arbeiter_innen zugrunde liegen, zusammen. Typische Rechtsverletzungen gegenüber Erntearbeiter_innen sind etwa zu niedrige Löhne, Unteranmeldungen, unberechtigte Kündigungen, unmenschlicher Umgang, oder schlechte Unterkünfte. Die Aktivist_innen der Kampagne produzieren Infomaterial in verschiedenen Erstsprachen, mit dem sie aufsuchende Arbeit auf den Feldern machen. Es geht darum, die Arbeiter_innen über ihre Rechte zu informieren, an mehrsprachige Hotlines und Rechtsberatungsstellen weiterzuleiten und in etwaigen Arbeitskämpfen zu unterstützen. Die Information ist besonders wichtig, da in der Branche die Lage der Interessensvertretung, auf Grund von abweichenden Regelungen in den Bundesländern und vielen verschiedenen Kollektivverträgen, extrem unübersichtlich ist. Weitere strukturelle Probleme sind Preisdruck nach unten durch die hohe Machtkonzentration im österreichischen Handel, rassistische Strukturen und Lohngefälle innerhalb Europas, und eine EU-Agrarpolitik die weiterhin große Betriebe fördert und bisher keine Klausel zur sozialen Konditionalität der Fördermittel beinhaltet. Die Pandemie hat einerseits oftmals Einkommensverluste – ohne Ausgleichsansprüche – für Erntearbeiter_innen selbst bedeutet. Andererseits brachte sie mehr mediale Aufmerksamkeit über Missstände in der Erntearbeit und die Abhängigkeit von der Landwirtschaft in Österreich von migrantischen Arbeitskräften – eine Aufmerksamkeit die in der Aushandlung besserer Löhne, etc. eingesetzt werden kann und muss.

 

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