Gutes, gesundes und lokal angepasstes Essen für alle Menschen zugänglich zu machen ist die Vision der Bewegung für Ernährungssouveränität. Dieses scheinbar einfache Ziel ist eine riesige Herausforderung für unsere Gesellschaft: Millionen von Menschen leiden an Hunger und Mangelernährung und sind gezwungen, sich von ungesunden Nahrungsmitteln zu ernähren, die unter Ausbeutung von Menschen und Natur produziert werden. Ernährungssouveränität setzt den akuten Krisen unserer Zeit die Vision einer bäuerlichen und vielfältigen Landwirtschaft, die unser Klima schützt entgegen. Dazu müssen jene die Lebensmittel produzieren, verarbeiten und verteilen, mitentscheiden, wie wir uns künftig ernähren.
Das diesjährige Frühjahrtreffen der Bewegung für Ernährungssouveränität wird vom 30. Mai – 02. Juni 2018, angegliedert an das Klimacamp stattfinden. Die Zelte des Camps werden in Obersdorf bei Wolkersdorf (20 Minuten mit der S- Bahn von Wien) auf dem Hof von ÖBV-Bäuerin Maria Vogt aufgeschlagen.
Anmeldung, Anreisebeschreibung weitere Infos zum gesamten Klimacamp findet ihr hier.
Wir laden alle Interessierten ein dabei zu sein! Egal ob Ernährungssouveränität für Dich neu ist, oder Du in einem Thema Expert*in, ob Du Bäuerin/Bauern oder an der Uni bist, ob Du Freude am Gärtnern hast, oder lieber ein Buch zum Thema liest…
Zum Programm:
Mittwoch, 30.5., 16-18:00
How to start a Hofkollektiv
Workshop mit Erzählungen von einem neuen Hofkollektiv im Südburgenland, mit Diskussion und Erfahrungsaustausch.
Wie haben wir einen Hof gefunden und Direktkredite aufgestellt?
Was ist toll an Direktkrediten?
Wieso haben wir überhaupt Land gekauft, obwohl wir auch Besetzen gut finden?
Was ist toll an Solidarökonomie?
Alle Interessierten willkommen, wenn notwendig kann der Workshop auch auf Englisch stattfinden.
Von Anneke Engel
Donnerstag, 31.5., 10-12:00
Konzernmacht brechen – Menschen ermächtigen
Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee mehr als 2.000 Menschen aus vier Dörfern, weil die Regierung deren Land an die Kaweri Kaffee-Plantage verpachtet hat. Kaweri ist eine Tochterfirma der Neumann Kaffee Gruppe in Hamburg. Bis heute wurden die Vertriebenen nicht entschädigt. Doch sie fordern ihre Rechte ein. Der Workshop zeigt anhand dieses Beispieles auf, wie Regierungen und Konzerne als Komplizen bei Menschenrechtsverletzungen agieren, welche Maßnahmen zivilgesellschaftliche Akteur*innen ergreifen um sich dagegen zu wehren und welche politischen Prozesse ihre Kämpfe unterstützen.
Von Carla Weinzierl und Melanie Ossberger
Donnerstag, 31.5., 16-18:00
Die Welt verändern lernen – Schritte zur Wandelgesellschaft
Dieser Workshop hat zum Ziel, die vielen Facetten der Wandelgesellschaft aufzuarbeiten.
Wandelgesellschaft meint jene AkteurInnen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Bildung, Forschung, Politik usw., die die derzeitige gesellschaftliche Organisation und Strukturen hinterfragen und Alternativen für einen sozial-ökologischen Wandel vorschlagen, die Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit neu definieren; z.B. Klimagerechtigkeit oder Ernährungssouveränität. Unter dem Slogan „Die Welt verändern lernen“ entwickelt sich ein österreichweiter Prozess, die Rolle von Hochschulen neuzudenken: Dies betrifft Forschung & Bildung oder besser gesagt, das Lernen.
Es gibt eine kurze Einführung in den Prozess, der am 27.4. in einem Symposium mit Unterstützung von ÖH Bundesvertretung und ÖH Boku auf der Boku begann. Nach einer offenen Diskussion sollen Synnergien aus bestehenden Vernetzungsprozessen & Weiterbildungsangeboten (Seminaren, Camps, ….) diskutiert werden, und wie künftige Aktivitäten u.a. zum Thema Klimagerechtigkeit stärker gemeinsam in eine Richtung wirken können. Weitere Infos dazu folgen!
Von David Steinwender
Freitag, 1.6., 10-12:00
Food Literacy – Erfahrungsaustausch über Ernährungssouveränität im Alltag
Food Literacy ist die Idee der Wissensvermittlung, wie Ernährungssouveränität als politisches Projekt vermittelt werden kann und nicht als „Lifestyle-Frage“ für diejenigen, die es sich leisten können. Es geht darum, die politischen Zusammenhänge zu verstehen und Menschen aus ihrer konkreten Situation heraus handlungsfähig zu machen, ohne moralischen Zeigefinger und jenseits des Appells zu verantwortungsbewusstem Konsum oder gesunder Ernährung.
Im Rahnen des Workshops soll ein Erfahrungsaustausch über verschiedene Zugänge und Praxiserfahrungen gemacht werden und gemappt werden, wie gerade Menschen außerhalb der eigenen „Bubble“, des eigenen Dunstkreis bzw. die übliche Klientel hinaus erreicht und ermächtigt werden kann.
Von David Steinwender
Freitag, 1.6., 16-18:00
Hof- und Dorfführung von Maria Vogt – Ernährungssouveränität und regionale Entwicklung vor Ort
(maximale TeilnehmerInnenzahl 25-30)
Das Klimacamp findet dieses Jahr auf der Weide des Biobauernhofs der Familie Vogt statt. Wir wollen die Chance nutzen und ganz konkret auf einer Hof-, Feld- und Dorfführung Fragen zu selbstbestimmter Lebensmittelproduktion und landwirtschaftlicher Entwicklung vor Ort, im Weinviertel, nachgehen. Der Rundgang wird auf verschiedenen Ebenen auf mehrere Schwerpunkte eingehen:
- Raumordnung und regionale Entwicklungen in der LWS
- Problembereiche wie Bodenverbrauch durch Industrie und Straßenbau, Klimaveränderung, Wachsen oder Weichen der Höfe, und Nitratbelastung des Grundwassers
- dem gegenüber Lösungsansätze: Biohöfe, regionale Vermarktung, Energie aus Wind und Biomasse
Mit diesem Wissen möchten wir gemeinsam weitere Visionen und Ideen entwickeln, und auch Aktionen entwerfen für die Climate Games am Wochenende.
Von Maria Vogt
Samstag, 2.6.
Climate Games
Entwicklung und Durchführung von Climate Games Aktionen mit dem ganzen Klimacamp. Kleingruppentreffen aufbauend auf den Ideensammlungen der drei Tage zuvor.
Wir möchten dagegen aufstehen, dass unsere Umwelt zerstört wird und Menschen in anderen Teilen der Welt ihr Recht auf Nahrung und ein gutes Leben abgesprochen wird. Wir haben es satt, dass unsere bäuerliche Landwirtschaft von Marktzwängen unter Druck gesetzt wird und sich all jene Menschen, die im Einklang mit Mensch, Tier und Natur Lebensmittel erzeugen, kaum gegen Industrie und Konzerne behaupten können.
Unser derzeitig global vernetztes, vielerorts industrialisiertes und viel zu sehr nach den Interessen einzelner großer Konzerne ausgerichtetes Lebensmittelsystem trägt massiv zum Klimawandel bei und beutet Menschen aus. Gleichzeitig ist es gerade die Landwirtschaft, die besonders früh und gravierend die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommt. Wie unsere Nahrungsmittel von wem und unter welchen sozialen, politischen und ökologischen Bedingungen produziert und verteilt werden ist damit nicht weg zu denken aus der breiten Bewegung für eine gute, gerechte Umwelt- und Klimapolitik und vice versa! Darum reisen wir aufs Klimacamp!