Weinzierl, Carla, 2014, Free Trade and Industrialization of Agriculture as Obstacles to Food Sovereignty. The Implications of the EU-ACP EPAs, the EU CAP and the Green Revolution for African Smallholders

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Weinzierl, Carla (2014): Free Trade and Industrialization of Agriculture as Obstacles to Food Sovereignty. The Implications of the EU-ACP EPAs, the EU CAP and the Green Revolution for African Smallholders. Dipl.-Arb. Univ. Wien.


Zusammenfassung

Im Lichte der globalen Nahrungsmittelkrise 2007/08 erläutert die vorliegende Diplomarbeit die komplexen Zusammenhänge zwischen der Konsolidierung des neoliberalen internationalen Handelsregimes, dem fortbestehenden Ungleichgewicht zwischen staatlicher Stützung der Landwirtschaft in den sogenannten Entwicklungsländern und dem ‘Globalen Norden’, und dem steigenden Industrialisierungsdruck auf landwirtschaftliche Produktionssysteme im ‘Globalen Süden’. Die Auswirkungen dieses Zusammenspiels auf das Menschenrecht auf Nahrung und andere Aspekte der Ernährungssouveränität werden damit aus einer Nahrungsmittelregime Perspektive beleuchtet. Basierend auf einer kritisch realistischen Wissenschaftsphilosophie werden diese Verbindungen in zwei Schritten analysiert: Erstens werden dem orthodoxen, neoklassischen Verständnis von Freihandel, Subventionierung und Industrialisierung der Landwirtschaft Perspektiven der Politischen Ökonomie gegenübergestellt, wobei die sozialen, politischen, ökonomischen, kulturellen und ökologischen Auswirkungen allgemein beschrieben werden. In einem zweiten Schritt werden diese Zusammenhänge und deren Auswirkungen empirisch beleuchtet:

    • durch die Analyse der Subventionsmechanismen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP);
    • im Hinblick auf den Industrialisierungsdruck der von AGRA, der Allianz für die Grüne Revolution für Afrika, auf afrikanische Staaten ausgeübt wird;
    • und unter Berücksichtigung von Liberalisierungsprozessen, welche durch die EPAs (Economic Partnership Agreements) als Freihandelsabkommen zwischen der EU und den AKP Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik), ausgelöst werden.


Die Ergebnisse zeigen, dass polit-ökonomische Ansätze besser als das orthodoxe Paradigma geeignet sind, die Auswirkungen auf Nahrungsmittelsicherheit und Ernährungssouveränität in sogenannten Entwicklungsländern zu erklären und zu prognostizieren: Die Subventionierung der Landwirtschaft im ’Globalen Norden’ führt zu Dumping und damit der ökonomischen Verdrängung von Kleinbäuerinnen und –bauern im ’Globalen Süden’. Diese Verdrängung wird durch Freihandelsabkommen ermöglicht und durch die mit industrieller Landwirtschaft verbundenen Konzentrationsprozesse von Macht und Kapital verstärkt. Weitere in dieser Arbeit diskutierte Effekte inkludieren

    • den mit der Verdrängung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft verbundenen Anstieg der Armut, der Arbeitslosigkeit, der Urbanisierung und der Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten, sowie die Homogenisierung kultureller Ernährungsweisen bzw. das Aussterben ländlicher Gemeinschaften;
    • die zunehmende Schädigung und Ausbeutung der Um- und Mitwelt, den Klimawandel und Biodiversitätsverlust, negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren, sowie den Anstieg 'moderner Sklaverei', welche mit industrialisierter Landwirtschaft verbunden sind;
    • sowie die verstärkte wirtschaftliche Anfälligkeit für Preisvolatilität und die damit verbundenen Hungerkrisen, den Verlust von Selbstbestimmung und politischem Handlungsspielraum, die steigende Exportabhängigkeit bei ungünstigen Terms of Trade, die Erosion bestehender Handelspräferenzen, den Verlust dringend benötigter Zolleinnahmen, die Erschwerung regionaler Integration, und auch den Verlust bäuerlicher Rechte auf Land und Saatgut als Folgen der Einbindung von Kleinbäuerinnen und –bauern in globale Wertschöpfungsketten durch das internationale Handelsregime und darüber hinausgehende Bestimmungen von Freihandelsverträgen.


Zusammenfassend hat das orthodoxe Industrialisierungs- und Freihandelsparadigma negative Auswirkungen auf die Ernährungssouveränität des ’Globalen Südens’. Um diese Souveränität zu ermöglichen und zu sichern, wird ein Paradigmenwechsel in Richtung agrarökologischen Landbaus und einer Entspannung des Liberalisierungsdrucks auf die sogenannten Entwicklungsländer (potenziell durch die Etablierung eines GSP+ Systems um Gatt Art. XXIV zu umgehen) empfohlen.


Kontakt

carla.weinzierl@gmx.at

ich leite die Arbeit bei Interesse gerne weiter!