NAGY Nina, 2013, Das Potential der Etablierung und weiteren Verbreitung von Community Supported Agriculture (CSA) in Österreich

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NAGY Nina, 2013, Das Potential der Etablierung und weiteren Verbreitung von Community Supported Agriculture (CSA) in Österreich, Diplomarbeit an der Universität Wien, Ökologie.

Zusammenfassung der Arbeit

Einleitung und Zielsetzung

Die zunehmend industrialisierte Wirtschaftsweise innerhalb der Landwirtschaft bedingt eine Fülle von Problemen, die Auswirkungen auf die gesamte Weltbevölkerung haben. Die Emission von Treibhausgasen und der Verbrauch nichterneuerbarer Ressourcen geraten außer Kontrolle und bedingen klimatische Veränderungen, Ressourcenknappheit und Hunger.

Die Globalisierung des Ernährungssystems weitet sich zusehends aus und konfrontiert die Landwirtschaft mit immer größeren Herausforderungen. Große Händler haben sich der Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -verteilung bemächtigt und die Landwirte um ihre Einflussnahme gebracht. Bei Konsumenten wächst der Wunsch nach einer gesicherten Lebensmittelversorgung mit qualitativ hochwertigen Produkten, die unter Bedingungen produziert wurden, die ihren Ansprüchen nach einem möglichst geringen, negativen Impakt auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene gerecht werden.

Hinzu kommt die wachsende Anonymität, die sich durch diese Entwicklungen zwischen Produzenten und Konsumenten ausgebreitet und zu fehlendem Vertrauen und Wertschätzung auf beiden Seiten geführt hat. Um all diesen Problemen entgegenzutreten, ist die Initiation nachhaltiger Alternativen im Ernährungs- und Landwirtschaftssektor unabdingbar. Als lokales Lebensmittelnetzwerk stellt Community Supported Agriculture (CSA) eine ernstzunehmende Möglichkeit dar, um erste Schritte in Richtung Gegentrend zu setzen. In Österreich entstand der erste CSA-Betrieb im Jahr 2011. Seither hat sich die Anzahl der Betriebe und Initiativen auf insgesamt acht erhöht. Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, das Potenzial der Etablierung und weiteren Verbreitung von CSA in Österreich zu ermitteln.

Methoden

Zur Bearbeitung der Fragestellung wurden sowohl eine Literaturrecherche, als auch eine qualitative Datenerhebung mittels Experteninterviews durchgeführt. Befragt wurden insgesamt sieben Experten, die in einem direkten oder indirekten Bezug zu einem CSA-Betrieb stehen. Für die Interviews wurde ein Leitfaden erstellt, der in folgende Themenbereich gegliedert ist: Stärken und Schwächen von CSA, Auswirkungen von CSA auf die ländliche Entwicklung, Bedeutung des Faktors „Regionalität“ für CSA, Stellung und Bedeutung von CSA in Österreich, Förderliche und hemmende Faktoren für die weitere Verbreitung von CSA in Österreich und zukünftige Entwicklung von CSA in Österreich.

Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse sind aufgrund der unterschiedlichen Bezüge der Experten zu CSA und deren unterschiedlichen Hintergründe sehr vielfältig ausgefallen.

Bei der Frage nach den Stärken von CSA für Landwirte und Konsumenten wurden viele Aspekte aufgezeigt und die positive Einstellung der Experten gegenüber dem Konzept deutlich. Die Frage nach den Schwächen wurde im Vergleich dazu sehr dürftig beantwortet, bzw. wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass die genannten Aspekte eine Frage der individuellen Auslegung sind und selbst nicht unbedingt als Nachteil empfunden werden. Die Antworten auf die Frage nach den Auswirkungen von CSA auf die ländliche Entwicklung sind durchwegs positiv ausgefallen und suggerieren, dass CSA einen wesentlichen Beitrag zur Revitalisierung des ländlichen Raums beitragen und somit eine nachhaltige, ländliche Entwicklung fördern kann.

Einigkeit herrscht auch über die Frage nach dem Stellenwert von CSA in Österreich. Die CSABewegung wird als Pionierbewegung angesehen, die sich gerade in ihrem Initiationsstadium befindet. Der Bekanntheitsgrad wird im Promille- bzw. einstelligen Prozentbereich gesehen. Dennoch ist das steigende Interesse der Landwirte und Konsumenten an der Thematik für die Experten bereits merklich spürbar. Über die fördernden und hemmenden Faktoren für die weitere Verbreitung von CSA in Österreich herrscht in manchen Punkten Uneinigkeit. Bewusstseinsbildung, Mundpropaganda und Öffentlichkeitsarbeit werden als wichtigste fördernde Faktoren angesprochen. Ebenso das Vorhandensein verschiedenster Ausprägungsformen von CSAs,um der Vielfalt an Bedürfnissen gerecht zu werden. Zudem wird der Bedarf an Vernetzungsstrukturen und Bodenressourcen aufgezeigt, die zur freien Verfügung stehen. Die Hilfestellung öffentlicher Institutionen und die Bereitstellung finanzieller Fördermittel werden sowohl als positiver, als auch negativer Aspekt gesehen.

Die zukünftige Entwicklung von CSA in Österreich wird unterschiedlich prognostiziert. Die Bandbreite reicht hierbei von der Vorstellung, dass CSA eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung ermöglichen kann, bis zu dem Verbleiben des Modells als Nischenprodukt. Einigkeit herrscht jedoch über das weitere starke Wachstum der Bewegung.

Schlussfolgerung

CSA ist ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Landschaft alternativer und lokaler Lebensmittelnetzwerke. Die Bewegung befindet sich zwar gerade erst in ihren Startlöchern, prognostiziert wird ihr für die Zukunft jedoch ein starkes Wachstum. Die Ausgangssituation für eine weitere Verbreitung hierzulande ist sehr gut und das Interesse bei einem Teil der Bevölkerung bereits geweckt.

Dennoch hängt die weitere Entwicklung von CSA von vielen Faktoren ab, die zum Teil nicht beeinflussbar sind. Der Weg dafür kann bestmöglich bereitet werden, der Erfolg der Bewegung hängt jedoch voll und ganz von der Akzeptanz und dem Bedarf daran in der Bevölkerung ab.

Bewusstseinsbildung stellt auf diesem Weg das A und O dar, um das Potenzial für eine weitere Verbreitung zu erhöhen. Dahinter steht jedoch ein langwieriger Prozess, der ein Umdenken in den Bereichen Ernährung, Ethik, Konsum und Nachhaltigkeit bewirken muss. Ein Vorhaben, das kontinuierlich umgesetzt werden kann und auch muss, aber in naher Zukunft keine fundamentalen Auswirkungen zeigen wird, wodurch CSA, zumindest für die nächste Zeit, als Nischenerscheinung verbleiben wird.